Feldarbeiten «Fledermäuse in der Stadt - Baumhöhlenbewohnende Arten»

10.09.2020, Julia Schmid
Das Projekt StadtWildTiere Zürich führt in den Jahren 2019 und 2020 das Schwerpunktprogramm „Fledermäuse in der Stadt“ durch. Nachdem im Sommer 2019 die gebäudebewohnenden Fledermausarten in den Stadtzürcher Innenhöfen untersucht wurden, stehen in diesem Jahr die baumhöhlenbewohnenden Fledermausarten Grosser Abendsegler und Wasserfledermaus im Fokus. Seit kurzem sind die Feldarbeiten zum Teilprojekt Telemetrie Wasserfledermäuse abgeschlossen. Gerne lassen wir Sie einen Blick hinter die Kulissen werfen und geben Ihnen Tipps, diese spannenden Tiere selbst zu beobachten.
Das Ziel der Telemetrie

Im Projektteil Telemetrie Wasserfledermäuse wollen wir bislang unbekannte Quartiere der Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)  in der Stadt Zürich ausfindig machen. In Zürich sind bisher nur wenige Wochenstubenquartiere bekannt. In solchen Wochenstubenquartiere ziehen die Fledermausweibchen ihre Jungen auf. Dazu nutzt die Wasserfledermaus vor allem Baumhöhlen und seltener auch Spalten in Brücken oder Gebäuden. Verschiedene Studien in Europa haben aufgezeigt, dass Wasserfledermäuse ihre Quartiere häufig wechseln und eine Kolonie ein ganzes System von verschiedenen Quartieren regelmässig nutzt (Kapfer et al. 2008; Ngamprasertwonget et al. 2014). 

Für dieses Projekt haben wir mehrere Individuen mit Sendern markiert. Dies ermöglichte es uns, sie später in ihren Tagesschlafquartieren wiederzufinden. Nur wenn diese Quartiere bekannt sind, können sie auch unter Schutz gestellt werden.

Ein Wasserfledermausweibchen, welches das Team von StadtWildTiere über der Sihl in Zürich fangen konnte.
Neztzfänge

Die Feldarbeiten starteten Mitte Juni 2020 und dauerten rund einen Monat. Im Vorfeld haben wir geeignete Stellen gesucht, an denen wir die Wasserfledermäuse für die Markierung fangen können. An  Abenden mit trockener Witterung hat das Team von StadtWildTiere Zürich an den Abfangstandorten Netze aufgestellt. Schon beim Eindunkeln rechneten wir mit den ersten Tieren. 

Das Aufstellen der Fangnetze erfordert etwas Geschick und Geduld. Manchmal muss man auch mit Fischerstiefeln bis ins tiefe Wasser waten, um ein Netz an einem geeigneten Platz aufstellen zu können.

Die Tiere, die wir fangen konnten, haben wir genau untersucht und dabei die Art, das Geschlecht, das Alter, das Gewicht, ob säugend oder nicht, und die Unterarmlänge festgehalten. Für das Fangen und Besendern von Fledermäusen braucht es eine Bewilligung des Kantons, die wir im Vorfeld des Projektes bei den zuständigen Behörden eingeholt hatten.

Für die Markierung wurden säugende Weibchen bevorzugt, da diese eher in ihre Wochenstube zurückkehren würden. Die Sender wiegen rund 5-8% des Körpergewichts der Fledermaus. Dadurch wird diese nicht übermässig körperlich belastet. Der Sender fällt nach ungefähr zwei Wochen von selbst ab oder wird von der Fledermaus abgekratzt. Wochenstubenquartiere haben für den Fortpflanzungserfolg und damit für den Fortbestand der Population und den Schutz der Fledermäusesehr einen besonders hohen Stellenwert. Darum ist es äussert wichtig, sie zu finden.

Der Sender wird der Fledermaus mit Medizinalkleber auf den Rücken geklebt. Dieser sendet ungefähr während 14 Tagen Signale, die sich mit einer Antenne und einem Empfangsgerät orten lassen.
Sobald der Leim getrocknet war, wurde die besenderte Fledermaus freigelassen.
Quartiersuche mittels Radiotelemetrie

Um die markierten Individuen und die Quartiere zu finden, in denen sie sich tagsüber ausruhen, haben wir das Gebiet rund um den Abfangort mit einer Handantenne und einem Empfangsgerät nach Signalen der Sender abgesucht. Mit dieser Methode konnten wir zwei neue Quartiere der Wasserfledermäuse in der Stadt Zürich ausfindig machen. 

Von höher gelegenen Orten in der Landschaft lassen sich die Signale der Sender mit einer Handantenne am besten orten.
Wasserfledermäuse beobachten

Falls Sie nach diesem Bericht selbst Wasserfledermäuse sehen möchten, haben wir hier einige Beobachtungstipps für Sie. Die Wasserfledermäuse lassen sich an geeigneten Stellen besonders gut beobachten und sind aufgrund ihres Jagdverhaltens einfach von anderen Fledermausarten zu unterscheiden. Sie jagen dicht über Teichen, Seen, Kanälen und ruhig fliessenden Flüssen. Oft kann man die Tiere vom Ufer aus oder von einer Brücke gut beobachten. Mit einer Taschenlampe können Sie knapp über die Wasseroberfläche leuchten. Die jagenden Wasserfledermäuse werden den Lichtkegel kreuzen. Um die Tiere nicht zu stören, sollten Sie nicht länger als eine Minute am Stück leuchten und dazwischen Pausen einlegen.

Artporträt

Nyctalus noctula
Myotis daubentonii